Im Alter gibt es in Deutschland viele Millionen Bundesbürger, die auf der einen Seite ein eigenes Haus oder eine Wohnung besitzen. Auf der anderen Seite besteht dennoch oft das Problem, dass die monatlichen Einkünfte – meistens in Form der Rente – nicht ausreichen, um alle Kosten abzudecken. Das Paradoxon besteht demnach darin, dass einerseits mit der Immobilie ein Wert von oft mehreren Hunderttausend Euro vorhanden ist, es andererseits jedoch an Liquidität fehlt. Exakt in einer solchen Situation kann die sogenannten Umkehrhypothek, auch als Immobilienrente bezeichnet, eine sinnvolle Lösung darstellen.
Durchschnittliche gesetzliche Rente nur bei rund 1.200 Euro
Lassen Sie uns zunächst einen Blick auf das Rentensystem in Deutschland werfen, denn dieses ist häufig ein Anlass dafür, dass überhaupt solche Angebote wie eine Immobilienrente am Markt existieren. Hierzulande basiert die Altersvorsorge auf drei Säulen, nämlich:
- Gesetzliche Rente
- Betriebsrente
- Private Altersvorsorge
Die gesetzliche Rente ist die Hauptsäule, denn sie macht im Durchschnitt über 70 Prozent aller Einkünfte aus, die Rentner und Rentnerinnen im Alltag später haben. Dennoch ist die Entwicklung in den letzten 20 Jahren so, dass die Einkünfte aus der gesetzlichen Rentenkasse immer öfter alleine nicht ausreichen, um davon leben zu können. Deshalb sind Betriebsrenten und vor allem die private Altersvorsorge mittlerweile sehr wichtig geworden. Nicht alle Menschen konnten allerdings bisher eine private Vorsorge aufbauen oder in zu geringem Umfang. Dann passiert es schnell, dass die Altersvorsorge später nicht mehr ausreicht.
Immobilieneigentümer mit hohen Werten aber geringer Liquidität
Für viele Menschen in höherem Alter, wie zum Beispiel Rentner, ergibt sich trotz Immobilieneigentum eine paradoxe Situation. Auf der einen Seite existieren häufig durch das eigene Haus hohe Werte, die zum Beispiel zwischen 250.000 und 500.000 Euro betragen. Die Menschen besitzen also einerseits ein großes Sachvermögen, müssen aber dennoch im Alltag – zum Beispiel bei Lebensmitteleinkäufen – andererseits auf jeden Euro schauen.
Der Grund besteht darin, dass es sich bei Immobilien zur Eigennutzung um totes Kapital handelt. Während die gesetzliche Rente Monat für Monat auf das Konto fließt und entsprechend der Geldbetrag ausgegeben werden kann, ist das bei Immobilien naturgemäß nicht der Fall. Der Verkauf des Objektes ist für die weitaus meisten Menschen keine Option, da sie teilweise mehrere Jahrzehnte oder sogar über Generationen in der Immobilie gewohnt haben. Bleibt demnach die Frage, wie das Liquiditätsproblemen zu lösen ist.
Umkehrhypothek als praktikable Lösung?
Dass es im Finanzbereich für viele Probleme eine Lösung geben, gilt auch für die zuvor beschriebenen Situation. Mittlerweile sind es einige Anbieter, die zum Teil seit über zehn Jahren eine sogenannte Umkehrhypothek offerieren. Eine etwas andere Bezeichnung ist Immobilienrente. Im Kern geht es darum, dass Sie Ihr durch Ihr schuldenfreies Haus Liquidität generieren.
Wie funktioniert die Immobilienrente?
Die Bezeichnung Immobilienrente zeigt an, dass Sie aus Ihrem Haus oder Ihrer Eigentumswohnung Liquidität in Form einer monatlichen Rente ziehen. Deshalb wird ebenfalls von einer Umkehrhypothek gesprochen, weil Sie auf eine schuldenfreie Immobilie faktisch einen Kredit aufnehmen, was normalerweise bei einem gewöhnlichen Immobiliendarlehen nicht der Fall ist, denn mit diesem finanzieren Sie erst den Kauf oder den Bau des Objektes.
Die Immobilienrente funktioniert von so, dass Sie beim entsprechenden Anbieter ein Darlehen aufnehmen. Der Unterschied zu einem gewöhnlichen Immobilienkredit besteht praktisch darin, dass Ihnen kein Darlehensbetrag von beispielsweise 200.000 Euro ausgezahlt wird. Stattdessen fließen Ihnen monatliche Zahlungen zu, die Sie nutzen können, um Ihre Ausgaben zu decken. Dazu kommen noch weitere Unterschiede, sodass sich die Umkehrhypothek insbesondere durch die folgenden Eigenschaften und Merkmale kennzeichnet:
- Auszahlung des Darlehens in monatlichen Raten
- Darlehensbetrag macht meistens nur maximal 30 bis 40 Prozent des aktuellen Immobilienwertes aus
- Rückzahlung erfolgt durch Erben oder Objekt wird veräußert
- Lebenslanges Wohnrecht des Kreditnehmers / Immobilieneigentümers
Wie Sie an der Auflistung erkennen, zeichnet sich die Immobilienrente auch dadurch aus, dass es während der Laufzeit keine Rückzahlung gibt. Zinsen müssen Sie allerdings zahlen, und zwar nicht zu knapp. Das ist eine weitere Eigenschaft der Immobilienrente, nämlich dass die Umkehrhypothek – im Vergleich zu gewöhnlichen Immobiliendarlehen – relativ teuer ist. Würden Sie zum Beispiel momentan für einen Immobilienkredit einen Zins von durchschnittlich 3,6 Prozent zahlen, würde der Zins bei der Umkehrhypothek eher im Bereich zwischen fünf und sieben Prozent liegen.
Fazit: Umkehrhypothek als relativ teure Option
In der Praxis kann die Umkehrhypothek tatsächlich das Problem lösen, dass Sie zwar auf der einen Seite eine Immobilie besitzen, es Ihnen auf der anderen Seite dennoch an monatlicher Liquidität aufgrund einer zu geringen Rente mangelt. Durch die Auszahlung der Immobilienrente bekommen Sie diese Liquidität. Allerdings ist diese Form der Finanzierung relativ teuer, denn die Zinsen sind zum Teil deutlich höher als bei einem gewöhnlichen Immobilienkredit. Hinzu kommt manchmal der Nachteil, dass Sie nur eine vergleichsweise kleine Immobilienrente erhalten. Der Grund ist, dass oft nur rund 30 Prozent des momentanen Verkehrswertes der Immobilie als Umkehrhypothek ausgezahlt werden.
Falls Ihr Objekt also beispielsweise einen Wert von 300.000 Euro hat, erhalten Sie unter Umständen lediglich 90.000 Euro als Umkehrhypothek, dann in monatlichen Raten ausgezahlt. Das kann dazu führen, dass Sie zum Beispiel auf einen Zeitraum von 20 Jahren gerechnet monatlich lediglich einen Betrag von 400 Euro durch die Immobilienrente vereinnahmen können.