05.07.2024 -

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Handel mit Differenzkontrakten – auch als Geldanlage geeignet?

Seitdem binäre Optionen vor einigen Jahren in der EU verboten wurden, müssen sich spekulativ eingestellte Trader jetzt entweder für Derivate wie Optionen und Futures oder Differenzkontrakte entscheiden. Aufgrund ihrer leichten Verständlichkeit und Transparenz sind CFDs, die Contracts For Difference, sehr beliebt. Die weitaus meisten Akteure am Markt nutzen Differenzkontrakte für eine Spekulation auf fallende oder steigende Kurse. Manchmal stellt sich zudem die Frage, ob diese Finanzprodukte auch für eine längerfristige Geldanlage geeignet sind. Exakt dieser Frage möchten wir in unserem Beitrag nachgehen.

Was sind Differenzkontrakte überhaupt?

Um die Frage zu beantworten, ob Differenzkontrakte auch als langfristige Kapitalanlage geeignet sind, möchten wir kurz erläutern, worum es sich bei den CFDs handelt. In der Regel sind CFDs als Derivate bekannt. Dabei steht CFD für Contracts For Difference, was wiederum so viel wie Differenzkontrakte heißt. Inhalt ist, dass mit einem Broker eine Vereinbarung getroffen wird, dass eine Kursdifferenz für einen Basiswert gezahlt wird. Daraus resultiert, dass Sie mit CFDs nicht direkt die Basiswerte handeln, sondern eben nur die entsprechenden Differenzkontrakte mit der Vereinbarung über die zu zahlende Differenz.

Vorteilhaft an Differenzkontrakten ist, dass Sie damit sowohl auf fallende als auch steigende Kurse spekulieren können. Das funktioniert mit nahezu allen Basiswerten, die in mehrere Gruppen aufgeteilt sind. Handeln können Sie Differenzkontrakte über spezielle Anbieter, die als CFD Broker bezeichnet werden. Meistens ist es möglich, aus den folgenden Kategorien die entsprechenden Differenzkontrakte und damit auf Basiswerte auszuwählen:

  • Aktien
  • Indizes
  • Währungen
  • Devisen
  • Rohstoffe

Das Besondere am CFD Handel ist, das mit einem Hebel gearbeitet wird. Das bedeutet, dass der Broker Ihnen Geld leiht. Das wiederum führt dazu, dass Sie nur wenig Kapital selbst einsetzen müssen. Sie müssen auf Ihrem Handelskonto lediglich eine Sicherheitsleistung hinterlegen, die als Margin bezeichnet wird. Je nach Broker und Basiswert beläuft sich die Margin meistens auf 5 bis 20 Prozent.

Wofür wird der CFD Handel genutzt?

Es gibt im Wesentlichen zwei Hauptgründe, warum Trader und Anleger Differenzkontrakte nutzen. Der erste Anlass ist es, mit der Spekulation auf fallende oder steigende Kurse des Basiswertes Gewinne zu erzielen. Meistens liegen in dem Fall nur einige Stunden bis mehrere Tage zwischen dem Kauf und Verkauf der Differenzkontrakte. In dem Fall geht es also um eine reine Spekulation, die durch spekulativ eingestellte Trader vorgenommen wird.

Ein weiterer Hauptzweck des CFD Handels ist die Absicherung andere Positionen. Nehmen wir dazu an, dass Sie in Ihrem Depot Allianz-Aktien haben und diese gegen Verluste absichern möchten. Man spricht in dem Fall auch vom sogenannten Hedging. Eine Möglichkeit der Absicherung besteht neben Optionen und Futures darin, CFDs mit exakt dem gleichen Basiswert zu verkaufen. Damit sichern Sie Ihre Bestandsposition in Allianz-Aktien gegen fallende Kurse ab.

Haben Differenzkontrakte eine bestimmte Laufzeit?

Kommen wir nun der Antwort auf unsere Eingangsfrage näher, nämlich ob Differenzkontrakte auch für ein längerfristiges Investment geeignet sind. Dazu müssen Sie wissen, ob die CFDs eine Laufzeitbegrenzung haben oder nicht. Hier unterscheiden sich Differenzkontrakte tatsächlich von anderen Derivaten, nämlich von:

  • Optionen
  • Optionsscheinen
  • Futures

All diese Derivate haben eine bestimmte Laufzeit, die sich für gewöhnlich ab Emission zwischen mehreren Monaten und bis zu zwei Jahren bewegt. Das allerdings bedeutet, dass diese Finanzprodukte nicht für eine langfristige Kapitalanlage geeignet sind, weil sie eben zuvor vorzeitig fällig sind. Bei CFDs hingegen stellt sich die Situation anders dar.

Bei den meisten Differenzkontrakten gibt es keine Laufzeitbegrenzung. Wenn doch, wird meistens ein sogenannter Rollover vorgenommen, sodass sich nach Ablauf des einen Kontrakts automatisch ein neuer anschließt. Faktisch betrachtet haben CFDs daher keine begrenzte Laufzeit und wären von diesem Standpunkt aus betrachtet ideal für eine langfristige Kapitalanlage geeignet.

Was spricht gegen CFDs zur langfristigen Geldanlage?

Dass CFDs rein technisch keine Laufzeitbegrenzung haben und deshalb als langfristige Geldanlage dienen könnten, bedeutet noch lange nicht, dass dies auch empfehlenswert ist. Es gibt mehrere Punkte, die stattdessen dagegen sprechen, Differenzkontrakte und damit den Handel von CFDs als langfristiges Investment zu betrachten. Es gibt im Wesentlichen die folgenden Contra-Argumente:

  • Enormes Verlustrisiko inklusive Totalverlust möglich
  • Hohe Kosten bei längeren Laufzeiten
  • Keine Erträge wie Dividenden oder Zinsen

Lassen Sie uns die einzelnen Kontra-Argumente kurz etwas näher beleuchten. Gegen ein langfristiges Investment mittels CFDs spricht vor allem das enorme Risiko. Ein Totalverlust ist jederzeit möglich, nämlich unter der Voraussetzung, dass Ihre Margin nicht mehr ausreicht. Wenn wir von einem eher moderaten Hebel von 10:1 ausgehen, darf der Kursverlust beim Basiswert – wenn auch nur vorübergehend – nicht mehr als 10 Prozent betragen. Würde das passieren, müsste der Broker Ihre Position entweder automatisch schließen oder Sie müssen weiteres Geld auf Ihr Handelskonto als zusätzliche Margin einzahlen. Sollten Sie das nicht wollen oder können, bedeutet das einen Totalverlust.

Ebenfalls spricht gegen CFDs als langfristiges Investment, dass mit der Zeit höhere Kosten anfallen. Diese resultieren aus dem Hebel, der eine Kapitalleihe seitens des Brokers darstellt. Da der CFD Broker Ihnen Geld leiht, möchte er dafür natürlich – wie es bei Krediten üblich ist – Zinsen haben. Man spricht in dem Zusammenhang von den Finanzierungskosten. Diese sind nicht unerheblich und belaufen sich durchschnittlich auf 4,5 bis 6,5 Prozent. Die Finanzierungskosten fallen faktisch für jede Nacht an, in der Ihre Position offen ist. Die Grundlage für die Berechnung ist nicht Ihre eigener Kapitaleinsatz, sondern stattdessen der Gesamteinsatz inklusive Hebel, als das vom Broker geliehene Geld. Wie hoch die Finanzierungskosten ausfallen können, soll das folgende Beispiel verdeutlichen:

  • Eigene Kapitaleinsatz: 1.000 Euro
  • Hebel: 20:1
  • Handelsvolumen: 20.000 Euro
  • Haltedauer: 1 Jahr
  • Finanzierungszins: 5,5 % (pro Jahr)
  • Finanzierungskosten: 1.100 Euro

Wenn wir von einem längerfristigen Investment in Differenzkontrakten sprechen, dann ist das eine Jahr im Beispiel schon sehr kurz. Dennoch fallen für diesen Zeitraum schon Finanzierungskosten in Höhe von 1.100 Euro an, sodass diese sogar höher als Ihr eigener Kapitaleinsatz sind. Sie sollten allerdings wissen, dass Broker nur bei Long-Positionen Finanzierungskosten in Rechnung stellen.

Spekulieren Sie beispielsweise auf fallende Kurse und haben deshalb eine Short-Position, würden Sie auf der anderen Seite Finanzierungszinsen gutgeschrieben bekommen. Trotzdem sind die Finanzierungskosten ein schlagendes Argument gegen Differenzkontrakte zum langfristigen Investment. Würden Sie im Beispiel die CFDs nicht nur ein, sondern beispielsweise fünf Jahre halten, lägen die Gesamtkosten bereits bei 5.500 Euro.

Fazit: CFDs nicht zur Kapitalanlage geeignet

Als Fazit können wir festhalten, dass CFDs am besten so genutzt werden sollten, wie es gedacht ist. Das ist zum einen die Absicherung anderer Position und zum anderen eine kurzfristige Spekulation auf steigende oder fallende Kurse. Auch wenn die technischen Voraussetzungen vorhanden sind, eignen sich Differenzkontrakte nicht für ein längerfristiges Investment und erst recht nicht zum Vermögensaufbau.

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