Insbesondere für Laien und junge Anleger ist es am Finanzmarkt nicht immer leicht zu unterscheiden, welche Eigenschaften die einzelnen Finanzprodukte besitzen. Tatsächlich sind sich verschiedene Anlageformen sehr ähnlich, sodass es selbst für etwas erfahrenere Anleger manchmal schwer ist, diese auseinanderzuhalten. Aus dem Grund möchten wir uns im folgenden Beitrag mit der Frage beschäftigen, worin eigentlich Gemeinsamkeiten sowie Unterschiede zwischen den sogenannten Anleihen-ETFs auf der einen und Rentenfonds auf der anderen Seite bestehen.
Was sind ETFs?
Zuvor eine kurze Begriffserklärung: ETF steht als Abkürzung für Exchange Traded Funds. In Deutschland werden meistens die Begriffe Indexfonds, Passivfonds oder eben die Kurzbezeichnung ETFs genutzt. Im Kern handelt sich dabei um Fonds, die an der Börse gehandelt werden und einen Index 1:1 nachbilden. Deshalb wird auch von einem passiven Management gesprochen, weil der Fondsmanager lediglich die Aktien oder sonstigen Basiswerte 1:1 kaufen muss, die im Index notiert werden. Fondsanteile der ETFs können Sie bequem über die Börse kaufen, genauso, wie Sie es vielleicht von Aktien gewohnt sind.
Was sind Rentenfonds?
Rentenfonds sind aktiv gemanagte Fonds. Das bedeutet, dass der Fondsmanager auf Basis seines Wissens, seinen Erfahrungen und seiner Einschätzung Rentenpapiere auswählt, die im Portfolio enthalten sein sollen. Man spricht auch von Publikumsfonds, weil Anleger und Sparer die Fondsanteile oft schon ab 50 Euro kaufen können und Sie die im Bestand befindlichen Anteile anschließend jederzeit veräußern dürfen.
Welche Gemeinsamkeiten gibt es zwischen Anleihen-ETFs und Rentenfonds?
Kommen wir zunächst zu den Gemeinsamkeiten, die zwischen Anleihen-ETFs und Rentenfonds bestehen. Was Exchange Traded Funds sind, haben wir bereits kurz erläutert. Meistens beziehen sich die ETFs auf folgende Indexarten:
- Aktien-Indizes
- Devisen-Indizes
- Rohstoff-Indizes
- Branchen-Indizes
Darüber hinaus gibt es ebenfalls Renten-Indizes, wie zum Beispiel den Rex (Deutscher Rentenindex). Dementsprechend existieren ebenfalls Passivfonds, die solche Renten-Indizes nachbilden. Diese werden in der Folge als Anleihen-ETFs oder Renten-ETFs bezeichnet. Was sind deren Gemeinsamkeiten mit Rentenfonds?
Anleihen-ETFs und Rentenfonds haben zunächst die Gemeinsamkeit, dass in beiden Fällen Rentenpapiere im Fondsportfolio enthalten sind. Das bedeutet, dass Sie sowohl bei einem Renten-ETF als auch bei einem Rentenfonds indirekt in Anleihen Geld investieren. Dabei kommt es auf den jeweiligen Fonds oder Index an, um welche Art von Anleihen und Emittenten es sich handelt. Zu differenzieren sind zum Beispiel:
- Staatsanleihen
- Unternehmensanleihen
- Wandelanleihen
- Optionsanleihen
- Auslandsanleihen
- Fremdwährungsanleihen
Es gibt demnach eine Reihe unterschiedlicher Rentenpapiere, die im jeweiligen Index / Fonds vertreten sein können.
Eine weitere Gemeinsamkeit zwischen Anleihen-ETFs und Rentenfonds ist, dass Anleger schon ab geringen Summen ihr Geld investieren können. In der Regel lautet der Mindestbetrag 50 Euro, den Sie aufwenden müssen. Das hat eine weitere Gemeinsamkeit zur Folge, nämlich dass Sie sowohl Anleihen-ETFs als auch Rentenfonds zum regelmäßigen Sparen und Vermögensaufbau in Anspruch nehmen können.
Darüber hinaus haben die beiden Fondsarten gemeinsam, dass sich die Preisentwicklung des jeweiligen Fonds daran orientiert, wie sich die Kurse der Rentenpapiere und (bei ETFs) dementsprechend des Basisindex entwickeln. Zusammengefasst sind es die folgenden Gemeinsamkeiten, die Anleihen-ETFs auf der einen und Rentenfonds auf der anderen Seite haben:
- Indirektes Investment in Rentenpapiere
- Anlage meistens schon ab 50 Euro
- Vermögensaufbau möglich
- Diversifikation (meistens mindestens zehn unterschiedliche Anleihen im Portfolio)
- Wert des Anteils orientiert sich an Kursentwicklung der Rentenpapiere / Index
Worin unterscheiden sich Rentenfonds und Anleihen-ETFs?
Es gibt nicht nur Gemeinsamkeiten zwischen Rentenfonds und Anleihen-ETFs, sondern es existieren ferner einige Unterschiede. Ein gravierender Unterschied besteht darin, dass Sie die Anteile der Rentenfonds über die Bank oder den Broker erwerben, diese letztendlich jedoch ausschließlich von der Fondsgesellschaft verkauft werden. Damit hängt zusammen, dass die jeweilige Fondsgesellschaft auch den Preis für den einzelnen Fondsanteil ermittelt. Im Gegensatz dazu können Sie Anleihen-ETFs wie alle anderen Indexfonds ebenfalls an der Börse kaufen und verkaufen. Daraus resultiert, dass die Preisfeststellung nicht seitens des Fonds erfolgt, sondern auf Angebot und Nachfrage an der Börse zurückgeht.
Ein weiterer Unterschied zwischen Anleihen-ETFs und Rentenfonds ist das Management. Wie bereits kurz angesprochen, wählt der Fondsmanager bei Rentenfonds die Anleihen aus, die seiner Ansicht nach besonders attraktiv und/oder aussichtsreich sind. Er kann – natürlich in gewissen Grenzen – demnach frei entscheiden, welche Rentenpapiere ins Portfolio aufgenommen werden sollen. Bei Anleihen-ETFs hingegen handelt es sich um ein passives Management. Das bedeutet, dass der jeweilige Fondsmanager verpflichtet ist, den Basisindex 1:1 nachzubilden. Er kann dementsprechend nicht frei wählen, welche Anleihen er in das Portfolio aufnimmt.
Ein dritter Unterschied zwischen Anleihen-ETFs und Rentenfonds ist die Auswahl am Markt. Es gibt deutlich mehr Rentenfonds mit noch mehr Schwerpunkten, als es bei Anleihen-ETFs der Fall ist. Das resultiert daraus, dass verschiedene Anleihen in einem Index zusammengefasst sind und der ETF an diese Struktur gebunden ist. Rentenfonds hingegen können individuell selektieren, welche Art von Anleihen sie aus unterschiedlichen Regionen, Ländern oder Branchen ins Portfolio aufnehmen. Zusammengefasst zeichnet sich Anleihen-ETFs und Rentenfonds durch folgende Unterschiede aus:
- Anleihen-ETFs werden an der Börse gehandelt, Anteile der Rentenfonds nicht
- Anleihen-ETFs sind passiv gemanagt, Rentenfonds werden aktiv gemanagt
- Größere Auswahl bei den Rentenfonds
Ein weiterer Unterschied zwischen Anleihen-ETFs und Rentenfonds interessiert viele Anleger besonders. Im Allgemeinen weisen ETFs nämlich eine deutlich geringere Gesamtkostenquote als aktiv gemanagte Fonds auf. Zwar sollten Sie im Einzelfall vergleichen, aber durchschnittlich können Sie bei Anleihen-ETFs von einer Kostenquote in Höhe von 0,45 Prozent ausgehen. Bei Rentenfonds hingegen müssen Sie eher mit durchschnittlich 1,2 bis 1,5 Prozent rechnen, manchmal sogar mehr.
Wofür sollten sich Anleger entscheiden: Anleihen-ETFs oder Rentenfonds?
Die Entscheidung ist – wie so oft – eine sehr individuelle. Auf der einen Seite bieten Anleihen-ETFs den Vorteil, dass die Anteile an der Börse handelbar sind und Sie genau wissen, wie sich die Preise entwickeln, da diese sich am zugrunde liegenden Basisindex orientieren. Auf der anderen Seite ist der Fondsmanager stark an die Zusammensetzung des Index gebunden, sodass gegen den Markt kein outperformen möglich ist.
Das wiederum können guter Fondsmanager bei den aktiv gemanagten Rentenfonds manchmal realisieren. Dafür sind dort allerdings die Kosten höher, die natürlich die Rendite negativ beeinflussen. Aufgrund der Gemeinsamkeiten lässt sich als Fazit festhalten, dass sicherlich für viele Anleger und auch Sparer sowohl Rentenfonds als Anleihen-ETFs gleich gut geeignet sind.